Einmalige Parade in Essen durch Jung & Volke.
Da zog ein Mann aus, alte Fahrräder zu sammeln. Seit vielen Jahren schon, unermüdlich, von einer Idee nicht abzubringen: Es muß einfach alles getan werden, die Geschichte des Fahrrades nicht untergehenzulassen, sie in alten Modellen, in „Oldtimern", wieder lebendig und anschaulich zu machen, für uns und die Nachwelt — denn gerade das Fahrrad ist ein wichtiger Schrittmacher des modernen Verkehrs.
Ihn plagte die Vorstellung, daß solche Dokumente der technischen Entwicklung irgendwo verrotten könnten. Also war er unterwegs, viele Tage und Nächte, auf der Spur der Veteranen.
Daraus wurde eine wahrhaft erstaunliche Sammlung, vorgezeigt auf der Essener Musterschau durch die Firma Jung & Volke, Düsseldorf. Herr Volke, den Oldtimern denschaftlich zugetan, präsentierte hier nicht nur in über 100 Veteranen und etwa 250 Abbildungen, Stichen, Zeitungsanzeigen, Patentauszügen usw. eine einmalige Kollektion, sondern auch ein Sichauskennen im schwierigen Terrain längst vergangener Entwicklungszeiten, das seinesgleichen suchen.
Beinahe Stück für Stück dieser Sammlung ist heute eine Kostbarkeit. Es gibt eines jener „hobby-horses", auf denen 1818 Damen sich verlustierten, von den zwei überhaupt noch existierenden Originalen. Mit einem hölzernen Laufrad begann Freiherr von Drais vor 150 Jahren; hölzerne Konstruktionen von Rahmen, Felgen und Speichen setzten sich noch lange fort — bis in unser Jahrhundert hinein. Das erste Tretkurbelrad .von Fischer, das Michaux'sche Velociped, die Generation tollkühner Hochräder, Heeresfahrräder aus aller Welt: Auf den ersten Blick unübersehbar, so reiht sich Rad an Rad, eins interessanter als das andere. Nur wenige von ihnen wurden entliehen — fast alle sind eigener Besitz, ein Schatz, dessen
Wert in ideeller Hinsicht gar nicht hoch genug zu beziffern ist. Wobei FahrradAttribute wie Lampen (welch eine Entwicklung von Ölfunzeln an!) und andere Dinge sich der gleichen Sammlerliebe erfreuen. Hoffen wir, daß diese Veteranenschau immer wieder in die Öffentlichkeit tritt! Und Herrn Volke, der sie aufbaute, gebührt der Dank der Zweiradwirtschaft, ohne Unterschied der Parteien: Er hat hier Vorbildliches zuwege gebracht, für das Zweirad, für alle!
Unsere Fotos: Sie können nur kleine Ausschnitte aus der Veteranensammlung zeigen, vor der auch der Fernsehreporter in die Knie geht (oben); hier stehen Militärräder im Blickpunkt. — Mitte: Ein Holzrad, Baujahr 1865, inmitten eiserner Fahrräder seiner Zeit. —Unten: Die achtziger Jahre brachten HochradUngetüme hervor, vor denen in Essen mancher staunend stehenblieb.
Der Ressource: Radmarkt Nr. 10/1967 51, Privatsammlung